
Leseeindruck: Die Arena
Die Arena – Grausame Spiele
Hayley Barker
Rowohlt/WJB
480 Seiten
Ich lese unglaublich gerne Dystopien – und mal ehrlich: In der derzeitigen Situation sind doch all diese abstrusen und völlig abgedrehten Krankheits- und Gesellschaftsszenarien, die in den Büchern teilweise gezeichnet werden, gar nicht mehr so unrealistisch, oder?
Die Arena hatte ich schon ganz lange auf dem Wunschzettel – der Klappentext klingt mega! Zwei verschiedene Klassen: Die Pures: reine und natürlich viel bessere Menschen englischer Abstammung. Viel klüger, ein größeres Hirn, in allem besser und nur Ihnen steht ein gehobenes anständiges Leben zu.
Auf der anderen Seite gibt es die Dregs, den “Abschaum der Gesellschaft”: Einwanderer und ethnische Minderheiten – dumm, gefühllos und unwichtig. Nutzlos.
Man sieht schon schnell: Gesellschaftskritik vom feinsten und die feuchten Träume mancher Menschen. Denn auch wenn es hier überzeichnet wird: In der Vergangenheit dieses Buches muss es zum großen Knall gekommen sein. Die Einwanderer wurden für alles Schlechte verantwortlich gemacht – und somit: Raus mit Ihnen. Ab in die Slums, aus den Augen aus dem Sinn, keine Unterstützung, gerne auch ein “Säubern” sodass die Gesellschaft besser wird.
Wofür die Dregs aber noch herhalten dürfen: Unterhaltung. Dafür gibt es den Zirkus, für den manche Kinder ausgewählt werden. Es ist aber keine wirkliche Ehre, denn auch wenn Ihre Gesichter bekannt sind – am besten ist es, wenn die Darsteller brutal sterben. Blut, Abstürze, Flammen – je abgedrehter desto besser! Die Pures lieben es, die Dregs leiden zu sehen. Löwen zerfleischen jemanden? Das treibt die Ticketverkäufe hoch. Jemand stürzt ab? Mehr Jubel als bei allem anderen.
Die Geschichte ist spannend geschrieben und auch wirklich brutal. So was mag ich ja wahnsinnig gerne und die Autorin schafft es wirklich, Gefühle zu wecken. Mitleid, Unverständnis aber besonders Hass. Es wird so bildlich beschrieben, wie die Dregs leben – wenn man es denn Leben nennen kann. Hunger, Angst, Schmerz und die ständige Angst, die nächste Vorstellung nicht zu überleben. Die Dregs sind nichts anderes als Sklaven, ohne Rechte.
Dazu ein Zirkusdirektor, den man wirklich nur verabscheuen kann, weil er abgrundtief böse ist und einen Hang hat zum Überschätzen, nach höherem Streben – der einfach wahnsinnig ist.
Die Geschichte an sich, die Idee dahinter und auch der Schreibstil haben mir gut gefallen. Es gibt auch immer mal wieder dazwischen überraschende Ideen. Auch abgedreht, eklig aber genial und das hat mir die Geschichte gut ergänzt.
Man steigt direkt in die Geschichte ein. Die Kapitel, die zwischen den Protagonisten Hoshiko und Ben wechselt, sind teilweise kurz geschrieben, mit einem leichten Schreibstil, sodass man ein Kapitel nach dem anderen “wegatmet” und wahnsinnig schnell durch die Geschichte kommt, die an sich auch ständig das Tempo hoch hält. Es kam bei mir keine Langeweile auf. Den Perspektivwechsel mochte ich sehr, weil man so beide Seiten, beide Klassen näher betrachten kann. Die Charaktere an sich sehe ich eher zwiegespalten – Hoshiko – super! Sie ist tapfer und ich konnte ihren Hass gegen die Pures spüren und nachvollziehen. Manchmal wollte ich ihr einen auf den Hinterkopf geben – weil sie mit offenen Augen und wissend alle Fehler begeht, die man so machen kann. Aber es ist nachvollziehbar – denn wenn man hasst und sowieso weiß, dass man nicht mehr lange überleben wird/soll – warum nett und zurückhaltend sein?
Mit Ben und auch der recht schnellen Verbindung der Beiden hatte ich so meine kleinen Probleme. Er ist so… unreif? Nein das ist es nicht. Dennoch konnte ich ihn und seinen relativ schnellen Wandel der Meinung nicht so recht greifen. Ich fand es gut und es war auch nicht völlig unrealistisch, man konnte seinen Gedanken sehr gut folgen. Seine Mutter hingegen – hach, ich mag Menschen, die aus Hass böse Dinge tun und die ich dafür verabscheuen kann.
Ich kann gar nicht viele negative Punkte über das Buch sagen, ehrlich. Bis auf Ben haben mich die Charaktere alle überzeugt. Es gab Blut, spannende Szenen, Traurigkeit aber auch Zusammenhalt.Wenn ich darüber nachdenke, überwiegt alles positive und es ist theoretisch genau meins. Ich habe es gerne gelesen, war gefesselt von der gezeichneten Welt, der Brutalität und auch der Schnelligkeit des Buches. Dennoch bin ich nicht so begeistert, wie ich es sein sollte – und ich kann meinen Finger nicht wirklich drauf legen, was es genau ist.
Derzeit bin ich mir nicht mal sicher, ob ich wissen muss, wie es weitergeht – oder ob es mir egal ist. Und das ist ja eher ein nicht so wiklich gutes Zeichen, oder?
Mein Fazit: Eigentlich eine Geschichte, die gut geschrieben ist und die alles hat, was ein gutes Buch für mich braucht. Dennoch. Ich bin komisch und obwohl ich sie in einem Rutsch quasi durchgelesen habe – so ganz gepackt hat mich “Die Arena” leider nicht!
Das Buch
London in der nahen Zukunft. Die Gesellschaft hat eine Spaltung vollzogen: Die Pures leben komfortabel und luxuriös, während die Dregs ausgegrenzt, geächtet und unterdrückt werden. Manchen Familien der Dregs werden ihre Kinder entrissen und zum “Zirkus” gebracht, wo die jungen Artisten zum Amüsement der Pures hungrigen Löwen begegnen oder waghalsige Hochseilakte liefern.
Hoshiko ist der Star auf dem Hochseil – sie vollbringt jeden Abend Unglaubliches, 15 Meter über dem Boden, ohne Fangnetz. Jede Vorführung könnte ihre letzte sein – und genau darauf lauern sensationslüstern und mit fasziniertem Grauen ihre Zuschauer. Doch dann begegnet Hoshiko dem Sohn einer hochrangigen Pure-Politikerin, Ben, der den Zirkus besucht – und verliebt sich in ihn, gegen alle Regeln. Ben begreift erst nach und nach die Realitäten, die hinter seinem komfortablen Leben stehen und wendet sich gegen seine eigene Klasse – für Hoshiko, das Mädchen, das er liebt. Um sie zu retten, begibt er sich in tödliche Gefahr.Quelle: WJB


2 Kommentare
Aleshanee
Hi Sina!
Sicher ein komisches Gefühl, aber ich kenne das tatsächlich auch. Das Buch gefällt einem, irgendwie, aber so ganz fesseln oder bis ins Herz getroffen hat es dann eben doch nicht. Obwohl man nicht den Finger drauf legen kann, was jetzt “schlecht” war. Und dann “muss” man auch nicht unbedingt weiterlesen.
Schade sowas, aber vielleicht kommt die Lust ja noch, ist ja auch nur noch ein Band, dann weißt du wie es endet 🙂
Ich liebe das Cover ja sehr, aber die Rezensionen zum Buch sind öfter so … unentschlossen? Also zumindest nicht so voller Begeisterung, dass ich es jetzt unbedingt sofort lesen muss ^^
Liebste Grüße, Aleshanee
SinaPuck
Ich habe bis jetzt überwiegend begeisterte Kommentare gelesen. Vielleicht habe ich deshalb auch einfach zu viel erwartet. Ja, vielleicht will ich doch irgendwann wissen, wie es endet. Wenn ich mal Zeit und Lust dazu habe.