Rezensionen

Leseeindruck: Wild like a river

Wild like a river
Kira Mohn
KYSS Verlag
400 Seiten

Dschungelbuch meets Kanada – so könnte man “Wild like a river” grob zusammenfassen.

Das Setting im Nationalpark: Unglaublich schön. Egal ob Silent Lake, Wasserfall oder die Beschreibung der Natur allgemein. Während des Lesens ist Kopfkino Programm. Ich LIEBE es, wenn Autoen es schaffen, mich mitzunehmen, die Orte vor Augen zu haben, mich fühlen zu lassen und die Orte und Charaktere lebendig werden zu lassen.
Das schafft Kira Mohn jedes Mal. Sie vermittelt Emotionen pur und nach jedem Buch von ihr bleibt etwas in meinem Kopf und Herzen hängen! Ich sehe Leuchttürme mit anderen Augen, höre Pink und habe Szenen im Kopf und jetzt habe ich bei Ahornblättern einen Flashback. Ich mag die Mischung aus Emotionen, einem pointierten Schreibstil und immer einem Hauch Sarkasmus und Witz dabei.

Auch ihre Charaktere sind nicht nur Figuren in einem Buch, sie erweckt sie in meinem Kopf zum Leben. Jackson und Haven sind außergewöhnliche Protagonisten – besonders Haven. Aufgewachsen in einer Waldhütte, relativ wenig Kontakt zu Menschen – fokussiert auf Tiere und Natur. Das “richtige” Leben kennt sie kaum – und bis sie Jackson begegnet ist, war ihr gar nicht so recht klar, dass es ihr fehlen könnte.

Die Charaktere sind auch in diesem Buch wieder unglaublich gut gezeichnet und beschrieben. Sie haben Persönlichkeit und machen Fehler – so, wie es nun mal läuft im Leben. Haven ist ein toller Charakter. In ihrer “natürlichen Umgebung” fühlt sie sich sicher – Ihre Art zu denken, wie sie lebt, wie sie sich in die Natur einfügt  – sie ist so stark und klug. Es gibt so viel, dass diesen Charakter absolut rund und stimmig macht und ich habe sie in mein Herz geschlossen und sie bewundert für alles, wofür sie steht. Allerdings im “richtigen Leben, fernab des Waldes ,und wenn sie Menschen und nicht Tiere um sich hat, zeigen sich auch Schwächen, sie ist teilweise überfordert und ängstlich.
Der männliche Protagonist Jackson ist das genaue Gegenteil und deshalb ergänzen die beiden sich auch so wahnsinnig gut. “Gegensätze ziehen sich an” ist hier die Devise. Er mag arrogant wirken auf andere – aber das ist viel Selbstschutz. Für Haven will er der Fels in der Brandung sein und beschützt sie teilweise fast zu viel vor sich selbst und anderen.

Haven hat nicht nur mit sich selbst zu kämpfen – noch andere Faktoren ihrer Vergangenheit bringen sie an ihre Grenzen. Während des Lesens wurde ich immer neugieriger – und mit der Entwicklung habe ich so nicht gerechnet. Irgendwie traurig – aber es passte alles.
Durch den Wechsel der Perspektiven bekommt man als Leser einen Einblick in die Gedanken der beiden – und so wird klar, warum sie so handeln. Beide reflektieren ihr Verhalten und sind sich teilweise selbst bewusst, dass ihr Verhalten falsch war. Das Buch ist tiefgründig und voller Gedanken – herrlich angenehm in der teilweise oberflächlichen Welt der New Adult-Romane.

ABER das war zum Teil auch mein Problem. Die Charaktere denken zu viel. Das mag unlogisch klingen, denn viele Menschen denken viel zu wenig und deshalb sollte man sich heutzutage eigentlich freuen wenn denn mal jemand denkt…. Einerseits kann man natürlich nur so die Gedanken und auch das Verhalten nachvollziehen aber im mittleren Drittel waren für mich zu viele Gedanken und innere Monologe und zu wenig Aktion, sodass es mich irgendwie nicht so recht packte und sich für mich zog. Das ist aber, wie man vielleicht aus den oberen Sätzen herauslesen kann, Kritik auf hohem Niveau.
Das drehte sich zum Ende wieder und machte alles wett, sodass ich am Ende des Buches wieder dachte: WOW, das war genial. Tolles Setting, tolle Entwicklung – trotz Längen im Mittelteil (für mich) gibt es von mir eine Leseempfehlung.

Das Buch

Haven lebt als Tochter eines Rangers in einem von Kanadas Nationalparks. Nirgends fühlt sie sich so wohl wie in der wilden Natur. Menschen hingegen verunsichern sie. Sie weiß nie, was sie sagen, wie sie sich verhalten soll. Die meisten Leute finden sie seltsam. Doch dann begegnet sie Jackson, einem Studenten aus der Stadt. Er bittet sie, ihm ihre Welt zu zeigen. Und plötzlich ist da jemand, der all das, was sie bisher allein erlebt hat, mit ihr teilt. Ein verwirrend schönes, aber auch schmerzhaftes Gefühl. Denn Jackson muss bald wieder zurück in seine eigene Welt …

Quelle: Kyss Verlag/Rohwohlt Taschenbuch

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert